Projekt_02

alles auf anfang. aufnahme und integration von aussiedlern in berlin
_ erinnerungsstätte notaufnahmelager marienfelde, berlin

Im Obergeschoss einer ehemaligen Kinderkrippe umspannt eine raumhohe, langgestreckte Vitrine die Mittelwand des Hauses. Sie besteht aus zwei Elementen verschiedener Tiefen rechts und links der zentralen Wand des Hauses und bildet zusammen ein Ganzes. Lediglich die Türöffnungen durchschneiden diesen mittig im Grundriss liegenden Vitrinenkörper. Die Großvitrine, die mit der Architektur des Hauses arbeitet, zeichnet die zentrale Flurwand nach und bildet das „Rückgrat“ der gesamten Ausstellung.
Die Vitrine nutzt die Ausstellungsräume sehr effizient und bietet neben einer hohen Flexibilität große Bewegungs- und Gestaltungsfreiheit für individuelle Inszenierungen zu den jeweiligen Raumthemen.
Die neue Dauerausstellung zeigt den Alltag und die Alltagskultur, im Kontext zu den Herrschaftsformen im Alltag, auf. Dies wird versinnbildlicht über vertikale Schiebeelemente, die aus den raumseitigen Vitrinen aus der Exponatwand herausgezogen werden.
Vergleicht man den Vitrinenkörper mit einem Gesteinsblock, können die Register wie Sedimentscheiben herausgezogen werden. Versteht man den Gesteinsblock als die Gesamtheit der Alltagskultur, betrachtet man über die Sedimentscheiben einzelne freigestellte und vertiefende Aspekte des Ganzen. Ein vergleichbares Verfahren in der Medizin sind die Spalteholz-Präparate, die z.B. in Form einer Scheibe eines Organs dessen Struktur beschreiben. Indem der Besucher diese zum Teil raumhohen Scheiben herausziehen kann, wird ihm die komplexe Gleichzeitigkeit und das Verwobene von Alltagsleben und Herrschaft verdeutlicht.
Jedem Raum ist eine Farbe zugeordnet. Diese werden im Eingangsbereich eingeführt. Die Farben lehnen sich an die etwas vergrauten, verwaschenen Farben der DDR-Druckerzeugnisse an. Zitiert werden hier die Musterstrukturen von Ausweispapieren und sonstigen staatlichen Dokumenten, die die allgegenwärtige Bürokratie des Systems andeuten und versinnbildlichen.

Eröffnung: 25. Februar 2012 (Dauerausstellung) _ Auftraggeber: Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR e.V. _ Geladener Wettbewerb, 1. Platz _ Leistungen: Ausstattung der Museumsräume. Ausstellungsgestaltung